Wer die klassische Wiener Küche, wie sie auch am Kaiserhof gegessen wurde, nachkochen möchte, wird im neu erschienenen Kochbuch „K. u. k. Rezepte nach Hofkoch Hampel“ fündig. Friedrich Hampel, geboren am 29. Juli 1868 in Wien, war der einzige unter den zahlreichen Köchen, die in der k. u. k. Hofküche wirkten, der Kochbücher veröffentlicht hat.
Mit einem Vorwort von Gräfin Walburga Habsburg Douglas!
Nach Lehrjahren in Paris und zwei Jahren in der Hofküche des serbischen Königs Milan Obrenović in Belgrad wurde Hampel Koch beim späteren Feldmarschall Erzherzog Friedrich, der damals hauptsächlich in Pressburg residierte. Nach einem weiteren Auslandsaufenthalt als Koch an der k. u. k. Gesandtschaft in den Niederlanden trat er auf Empfehlung des Gesandten Otto v. Walterskirchen in Regensburg in die Dienste der verwitweten Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis, geborenen Herzogin in Bayern, der älteren Schwester von Kaiserin Elisabeth. Als seine neue Dienstgeberin nach wenigen Monaten starb, wurde er – wohl nicht ohne Zutun der Kaiserin – 1891 in die Hofküche nach Wien übernommen.
Im Jahr 1897 veröffentlichte er sein erstes Kochbuch: „Hand-Receptbuch für die Thee- und Mehlspeisküche“. Noch im selben Jahr folgte „Der Saucier“. Für die Veröffentlichung hatte er eigens das Imprimatur des k. u. k. Hofwirtschaftsamtes eingeholt. Sein kuriosestes Werk legte Hampel im Jahr 1912 vor: Für den Verein „Grünes Kreuz“, den heutigen Zeitgenossen vor allem als Veranstalter des Jägerballes in der Wiener Hofburg bekannt, verfasste er ein Büchlein namens „Jagakost“, eine Sammlung von deftigen Gerichten für Jagdgesellschaften und Wildgerichte – ausnahmslos in Gedichtform und in Mundart!
Im Jahr 1914 ging Friedrich Hampel als Hofkoch 2. Klasse in Pension. Im gleichen Jahr erschien der von ihm zusammengestellte „Erste Wiener Kochkunst-Kalender“ im Verlag des Verbandes der Köche Österreichs und unter dem Protektorat von Erzherzogin Maria Josefa, der Mutter des späteren Kaisers Karl I. Im folgenden Jahr veröffentlichte Hampel seinen „Lucullus. Ein Handbuch der Wiener Kochkunst“, diesmal dem Sohn und der Schwiegertochter von Erzherzogin Maria Josefa gewidmet, dem späteren Kaiserpaar Karl und Zita. Den Herausgebern der Neuauflage von Hampels Rezepten ist es gelungen, für ihr Buch das Protektorat von Walburga Habsburg-Douglas, der Enkelin von Kaiser Karl und Kaiserin Zita und Urenkelin von Erzherzogin Maria Josepha, gewonnen zu haben.
Diese sechsteilige Sammlung Hampels liegt dem neuen Kochbuch zugrunde. Natürlich mußten die Rezepte 100 Jahre nach dem Erscheinen der Originalsammlung adaptiert werden. Was nun vorliegt, ist ein Kochbuch für erfahrene Köchinnen und Köche, das Klassiker der Wiener Küche und Köstlichkeiten der Hoftafel enthält, das aber auch Freiraum für die Phantasie und Intuition der Benutzer lässt.