von Gregor Gatscher-Riedl
Die Weltläufigkeit einer Hafenstadt, der imperiale Glanz des alten Österreich oder die literarisch-kulturelle Dichte am Kristallisationspunkt dreier Kulturen sind nur willkürlich ausgewählte Charakteristika einer Stadtlandschaft, die zu den spannendsten und eigenwilligsten Europas gehört.
Die Habsburger-Monarchie hat durch fünfeinhalb Jahrhunderte der Stadt ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. Kakanischer Ringstraßenprunk mischt sich mit südländischer Leichtigkeit und einem Schuss levantinischer Gelassenheit – bis heute sichtbare Spuren eines polyglotten Schmelztiegels mit reicher kultureller Vielfalt. Historische Aufnahmen aus der Zeit vor 1918 erwecken das alte Triest wieder zum Leben und zeigen die „widerborstige Grazie“ dieser Stadt, wie sie James Joyce, Italo Svevo oder Egon Schiele gesehen und erlebt haben. Zwischen Karst und Meer eingezwängt, reichte die Stadt in ihrer Bedeutung doch weit nach Mitteleuropa hinein und atmet mancherorts heute noch das Flair einer längst vergangenen Zeit.
228 Seiten